AalTipps

Aal? April, April!

Wie macht man jungen Menschen eine Angelart schmackhaft, die hauptsächlich nur von alten Männern, Alkoholikern oder beides in Personalunion betrieben wird? Noch dazu, wenn der beste Erfolg bei dem unangenehmsten Wetter auftritt?
Und man zusätzlich noch eine gute Gewässerkenntnis oder eine besondere Intuition braucht – besser beides?

Indem man den Zielfisch zum perfekten Schonzeitüberbrücker erklärt. Außerdem schmeckt er hervorragend. Und um ein wirklich kapitales Exemplar zu erwischen braucht es viel Glück, Erfahrung und Zeit, die Herausforderung ist also groß.

So kann der Erfolg aussehen.
So kann der Erfolg aussehen.

Es geht um das Aalangeln. Bildlich sieht das für die meisten aus wie simples Würmerbaden, das von vielen Anglern genutzt wird, um von ihrem Hausdrachen ungestört in einer lauen Sommernacht vier, fünf, acht, drölfzig Biere zu kippen. Besondere Fähigkeiten braucht man ja nicht. Anschlagen wenn es klingelt und dann einleiern.

Der Wahrheit entspricht das aber nicht. Angefangen bei der Aalsaison, die Ende März/Anfang April, je nach Temperatur beginnt, und bei mir schon Mitte Mai wieder endet. Dann sind auch die dicken Breitköpfe mit kleinen Ködern wie Tauwürmer oder Maden zu fangen. Sobald die Weißfische mit dem Laichen beginnen, wird es schwieriger Aale zu fangen, da sie dann über ausreichend Nahrung verfügen. Ist das der Fall sollte man nur noch 2-3 Maden am Haken anbieten. Nur dann ist das Problem, dass Grundeln, Krebse und Kleinfische leichtes Spiel mit den Ködern haben – kurzum: Der April ist der perfekte Aalmonat.

Anfang des Monats kommen die Bisse noch recht vorsichtig, aber doch typisch: Ein heftiger Ruck in der Rute kündigt den Biss an. Wer jetzt anschlägt, geht meistens leer aus. Kurzes Abwarten und Beobachten ist angesagt. Ziehen die Aale gegen Ende des Monats direkt mehrere Meter Schnur von der Rolle, gibt es bei kälteren Wassertemperaturen häufig nur den Ruck, und der Aal frisst an Ort und Stelle.

Womit wir schon bei der gefordeten Gewässerkenntnis sind. Angle ich auf Aal, tue ich dies ausschließlich in unserem See. Dort werden jedes Jahr Aale besetzt, die lebend von Berufsfischern geliefert werden. Oftmals sind da schon armdicke Fische dabei.
So gut wie jeder See wurde mindestens schon einmal mit Aalen besetzt, deswegen lohnt sich ein Versuch jederzeit. Da die Fische ein beachtliches Alter von über 50 Jahren erreichen können, sind gerade Seen, bei denen der Besatz schon lange in der Vergangenheit liegt, besonders attraktiv um dicke Schlangen zu fangen.  Nur, wo greift man am besten an, wenn man keinerlei Verdacht hat?
Vielversprechend sind immer Stellen mit einem Untergrund, der durchzogen ist von größeren Steinen, also potentiellen Verstecken. Optimal ist es, wenn der Boden noch mit einer ganz leichten Schlammschicht überzogen ist, einige einzelne Blätter vom Herbst herumliegen und es viele Gebüsche am Ufer gibt. Je wärmer das Wasser im Frühjahr ist, desto näher stehen die Aale am Ufer, mitunter sogar in der Reichweite des eigenen Armes. Das liegt daran, dass von Blättern, steilen Ufern und Strauchwerk oftmals Würmer, Schnecken und andere Insekten ins Wasser fallen. Außerdem hält sich der Kleinfisch auch vornehmlich an diesen Stellen auf. Oftmals lege ich eine Rute ins Tiefere und eine ins Flachere. So kann ich schnell herausfinden, wo die Schlängler sich aufhalten.

Perfektes Aalwetter.
Perfektes Aalwetter.

Jetzt kennt man sein Gewässer, hat aber trotzdem keinen Erfolg. Vielleicht fehlts an der Intuition?
Kennt ihr das Gefühl, wenn man unbedingt ans Wasser will, man irgendwie den Erfolg förmlich riechen kann?
Man aber trotzdem nicht mit einer bestimmten Erwartung losgeht?
Genau diesem Gefühl sollte man nachgeben, dann ist man fast immer erfolgreich.
Außerdem sollte man “spüren”, wenn es Zeit ist heimzugehen. Entweder, weil man fast weiß, dass kein Fisch mehr beißt, oder weil man merkt, dass das Wetter recht bald umschlagen wird.
Denn gerade im April sind ja heftige Frühjahrsunwetter nicht unüblich. Zwar liebt das der Aal, es kann aber sehr ungemütlich und mitunter auch gefährlich sein, bei Platzregen, Hagel, Blitz und Donner am Wasser zu sitzen. Deswegen sollte man den Himmel immer genau beobachten, um möglichst schnell einpacken zu können.

Und wo wir schon beim Wetter sind: Aale lieben schlechtes Wetter. Wenn sich tagsüber Regen und Sonne minütlich abwechseln, sind nachts die Chancen besonders gut. Das Beste, was dann noch passieren kann, ist nachts ein leichter Wind in Verbindung mit feinem, alles durchdringenden Nieselregen. Klingt zwar nicht angenehm, doch das ist vergessen, sobald sich der erste 80er oder gar 90er Aal im Kescher windet.

Nichts für Tacklefetischisten. Aalzubehör passt in jede "Hosentasche".
Nichts für Tacklefetischisten. Aalzubehör passt in jede “Hosentasche”.

Die Montage und die Ausrüstung ist denkbar einfach – alles wie zu Opas Zeiten. Ich fische zwei alte, kräftige Spinnruten, ausgemusterte “Billig”rollen und eine 40er Hauptschnur. Aalprofis nutzen auch gerne die Feederrute, um auch feine Bisse zu erkennen. Da ich aber mit offener Rolle fische, häufig mit großen Aalen rechnen muss und unsere Aale insgesamt recht unvorsichtig sind, verwende ich lieber “Schnelldrillgerät”, um ein Festsetzen um jeden Preis zu verhindern. Denn hat sich so ein Kraftpaket erst einmal um eine Wurzel gewickelt, ist er so gut wie nicht mehr los zu bekommen. Ein Abriss ist die Folge. Blöd für den Aal, blöd für den Angler. Außerdem können sich die Fische beim Ranholen auch um sich selbst und ums Vorfach schlängeln und dabei eine derartige Kraft entwickeln, dass sie es schaffen sogar 35er Vorfächer zu sprengen. Je schneller die Anaconda aus dem Wasser ist, desto besser. Also direkt nach dem Anhieb kurbeln was die Rolle hergibt!

Die Montage ist dermaßen einfach, dass der bloße Name “Montage” eigentlich eine Beleidigung ist. Sargblei, Birnenblei oder Tiroler Hölzl auf der Hauptschnur, eventuell Knotenschutz, Wirbel, Vorfach. Ich verzichte gerne auf die Gummiperle als Knotenschutz, da sie zusätzliches Gewicht bringt, dass der Aal beim biss mitziehen muss. Dafür kontrolliere ich allerdings nach jedem Einholen meinen Knoten am Wirbel genau. Als Haken verwende ich fertige Aalhaken in Größe 4-1 an mindestens 30er Vorfach, besser noch 40er. Als Ersatz, sollten die Haken nicht reichen, habe ich immer ein Päckchen Karpfenhaken in Größe 6 und einige Meter Monoschnur dabei. Damit kann ich mir schnell zusätzliche Vorfächer binden.

Reicht zur einfachen Bissanzeige völlig aus. Aalglocke mit Knichtlicht über die Schnur gelegt.
Reicht zur einfachen Bissanzeige völlig aus. Aalglocke mit Knichtlicht über die Schnur gelegt.

Die Bissanzeige erfolgt bei mir entweder über elektronische Bissanzeiger, wenn ich schlafe, oder über Knicklichter in Verbindung mit der Aalglocke wenn ich wach bin. Nutze ich die Bissanzeiger, clippe ich die Schnur entweder in einen Kabelbinder oder einen Haushaltsgummi ein, der direkt über dem Rollenfuß sitzt und öffne den Bügel. So gibt der Bissanzeiger bei dem ersten Ruck sein Signal, der Aal kann anschließend aber komplett frei abziehen. Nutze ich die Aalglöcken, hängt ich diese an einen V-Förmigen Ast, dessen eine Gabel ich sehr leicht in den Boden stecke, und die Andere über die Schnur führe. So bekomme ich jedes Schnurabziehen perfekt mit und der Schlängler hat absolut keinen Widerstand.

Der Anschlag hängt dann vom Aal ab. Marschiert dieser zielstrebig mit guter Geschwindigkeit davon, schlage ich häufig zeitnah an. Spielt er eher mit dem Köder, warte ich, bis er losläuft. Spätestens 30 Sekunden bis eine Minute nach dem Biss sollte man aber anhauen, damit man untermaßige Aale auch problemlos zurücksetzen kann. Ist der Aal untermaßig und hat den Haken geschluckt ist es am einfachsten das Vorfach so dicht wie möglich am Maul abzuschneiden und den Fisch zurückzusetzen. Aale kommen mit ungewollten Piercings sehr gut klar und die Wahrscheinlichkeit, dass er daran eingeht ist denkbar gering. Bekommt man viele Fehlbisse, sollte man die Hakengröße nach unten korrigieren.
Hängt der Fisch, sollte man zügig Schnur gewinnen, um zu verhindern, dass er sich doch noch festsetzt. Da der Aal versucht sich rückwärts davon zu schlängeln, bietet er im Drill nicht besonders viel Widerstand. Bekommt er jedoch auch nur die kleinste Kleinigkeit wie einen Ast, eine Seerose oder eine Steinritze zu fassen, ist der Drill meistens schneller vorüber als man es sich wünscht.
Kleine Aale kann man in der Regel einfach mittels Rute aus dem Wasser heben, Größere sollte man keschern. Beim Kescher nicht an der Größe sparen, so ein Aal kann sich sehr breit machen, wenn er möchte. Ich nutze dafür einen ausgemusterten Karpfenkescher, der stinkt sowieso schon ziemlich nach Fisch.

Genau die richtige Größe zum Räuchern. Mit dem nötigen Wissen sind solche Fangstrecken keine Seltenheit.
Genau die richtige Größe zum Räuchern. Mit dem nötigen Wissen sind solche Fangstrecken keine Seltenheit.

Die Zubereitung ist jedem dann selbst überlassen. Ob auf dem Grill, in der Pfanne oder geräuchert – Aal schmeckt immer super!
Ein Wort der Mahnung sei aber trotzdem angebracht: Vielerorts liegen die Schonmaße noch immer sehr niedrig. Bei Seeaalen ist das egal, diese können in den meisten Fällen sowieso nicht abwandern. Aber bei Flussaalen sollte man nicht unbedingt jeden mitnehmen, der das Schonmaß erreicht hat. Lieber wenige Große, als viele Kleine. Das schont erstens den Bestand, spart euch zweitens Arbeit beim Zubereiten und Ausnehmen und drittens ist da auch “was dran.”

8 Gedanken zu „Aal? April, April!

  • Toller Artikel! Da bekommt man gleich Lust darauf, mal selbst auf Aal-Jagd zu gehen. Vielen Dank!

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  • Ungeduldiger

    Gleich drölfzig Bier einpacken und los!

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  • Was hast du für ein Problem?
    Dein Einstieg ist für alle leidenschaftlichen Aal-Angler eine Beleidigung. Das nennst du Angeln mit Stil?

    Der Artikel ist trotz des misslungenen Einstiegs recht gut geschrieben und außer bei dem Wetter und den Fangmonaten kann ich zustimmend nicken.

    Aale sind keine Schlechtwetter-Fische und beißen auch nicht sonderlich gut bei starken Wind oder häufigen Wetterwechseln und schon gar nicht bei Gewitter. Wenn, dann beißen sie direkt vor dem Gewitter und dieses auch sehr gut.

    Wenn man nur in einem schmalen Zeitfenster (April/Mai) auf Aal angelt, sollte man seine Erfahrungen nicht auf das ganze Jahr münzen. Die besten Aalmonate sind definitiv Juni/Juli und auch noch der August.

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    • Niemand zwingt dich dazu meine Artikel zu lesen, geschweige denn meine Erfahrungen zu teilen. Von daher ist die Frage müsste die Frage doch eher lauten: “Was hast Du für ein Problem?”
      Da du offensichtlich über die alleinige Weisheit verfügst fände ich es cool, wenn du eine eigene Website erstellst und andere Unwissende wie mich an deinem Wissen teilhaben lässt.

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  • Mir hat´s Spaß gemacht zu lesen. Und bin sobald das Wetter wieder besser wir am Bodensee und probiere mal auf die Schlängler.

    Petri
    Alex

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  • Danke für diesen Beitrag. In einer Woche geht es auch bei wieder los auf Aal.

    Gruß Uli

    Antwort
  • Bullipapst

    Alles relativ. Meinen letzten nennenswerten Breitkopf von 73 cm landete ich am 02.10.2019 nach sturmartigen Böen aus Nordwest mit Schaumkämmen auf den Wellen und zunehmendem Mond. War schon am einpacken als es urplötzlich aufklarte und nahezu windstill wurde. Also weiter. Um 20:10 Uhr in 1 m Wassertiefe, keine 5 m vom Ufer entfernt verschwand das blaue Knicklicht (im Flachwasser zu empfehlen da nicht zu hell) und der Bissanzeiger tönte. Eine 5cm Rotfeder am 0,27er Edelstahlvorfach verführte den Räuber. Diese wurde in den ufernahen Krautbänken angeboten. Wichtig dabei 5 – 6 m vom Ufer weg sitzen und wenig auf dem Kiesboden mit den Schuhen knirschen und mit Licht sparsam sein. Hab dazu ein altes Stück Teppichboden dabei und die Lampe mit Magnetfuss wird mit Stoffbeutel “gedimmt”. Auf Tauwurm/Rotwurm tat sich leider nichts an diesem Abend.
    Dann Petrie Heil euch da draußen

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  • Norman Steinberg

    Beim mir in der Region Hamburg/SchleswigHolstein ist er fast ausgestorben und zur Seltenheit geworden. wir fahren nach Dänemark, Da sind noch gute Fänge im Hafen möglich.

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