Brenn dem Wels eins auf den Pelz!
Dieses Jahr hat mir gezeigt, was ich im Vergleich zu den Vorjahren im Bezug aufs gezielte Wallerangeln noch an Verbesserungspotential hatte.
Letztes Jahr waren grob überschlagen rund 5-6 Ansitze für einen Biss notwendig und mit einem Biss ist noch kein Fisch gefangen.
Bis jetzt habe ich dieses Jahr bei einem Walleransitz statistisch gesehen eine Wahrscheinlichkeit von über 75% auf einen Biss und in mehr als jeder zweiten Nacht fange ich ein Exemplar über 1m. Teilweise gab es pro Nacht sogar mehrere Bisse.
Doch warum sieht das 2016 so viel besser als 2015 aus?
Ich habe nur Kleinigkeiten geändert, die aber offensichtlich sehr förderlich für den Erfolg waren.
Zum Einen bin ich mit der Hakengröße noch ein wenig nach unten gegangen. so setze ich jetzt den Owner Gorilla in Größe 4/0 ein. Der Einzelhaken ist im Vergleich zu anderen 4/0ern wesentlich kleiner und dickdrähtiger als Modelle selber Größe von anderen Herstellern.
Nachdem mir ein wohl sehr guter Fisch einen Leitner-Drilling binnen Sekunden komplett zerlegte (Eine Fluke nach außen, eine nach Innen, 2 Fluken “breit” gedrückt) wechselte ich zu den bekannten Owner ST66 in Größe 1/0
Testweise ließ ich den Seaboom vor dem Wirbel weg und knotete die Reißleine direkt in den Wirbel ein – Seitdem hatte ich wesentlich weniger Fehlbisse.
Anstatt meine Ruten voll durchzuspannen, brachte ich nur noch extrem wenig Spannung auf die Spitze, was erstens auch vorsichtige Bisse besser anzeigt als eine komplett krumme Rute und außerdem meiner Meinung nach dem Waller das Einsaugen des Köders einfacher macht.
Eine weitere kleine Änderung war das Umlenken meiner Montagen. Früher brachte ich sie, auch der Einfachheit halber nur mit dem Abrissstein direkt am Wirbel aus. Um eine neue, reizvolle Stelle zu erreichen war aber diesmal das Umlenken notwendig. Die Funktionsweise ist insgesamt relativ simpel.
Vor den eigentlichen “Montagenstein” wird ein Wirbel in die Hauptschnur gehängt, in den wiederum eine zweite Reißleine gehängt wird, die wiederum an einem Stein hängt. Es ist damit also möglich sozusagen “um die Ecke” zu fischen. Das verhindert, dass die Hauptschnur z.b. durch Astwerk am Ufer läuft.
Mittels einer zweifach umgelenkten Schnur ist es also auch möglich bei Schiffsverkehr auf der anderen Flussseite zu fischen. Man legt den “Montagestein” dazu an die Stelle, an der man fischen möchte, dann einen Umlenkstein auf der gegenüberliegenden Seite am Kantenfuß der Fahrrinne, den zweiten auf der eigenen Seite am Kantenfuß. Es ist allerdings wichtig die Steine in dieser Reihenfolge abzulegen, da man sonst unter umständen seine Schnur über scharfkantige Hindernisse ziehen kann, was deren Tragkraft negativ beeinflusst.
Außerdem ist es sehr wichtig eine Reißleine zu wählen, die sehr stark ist – sonst kann es passieren, dass diese gesprengt wird, wenn ein Schiff über die abgesenkte Hauptschnur fährt. Was dann mitunter passieren kann könnt ihr euch selbst ausmalen.
Auch ging ich mit meiner Ködergröße ein wenig nach oben. Nach wie vor sind Rotaugen meine liebsten Köder, ich meide die breit gebaute Form wie Brassen sie haben. Bis zu 40cm nutze ich Rotaugen, Döbel bis ca. 30cm.
Sollten sich beim Feedern beide nicht fangen lassen greife ich auf andere Köder wie Wurmbündel zurück. Lieber nutze ich Alternativköder als dicke Klodeckel – aber hier hat jeder seine Vorlieben und schwört auf etwas Anderes.
Die letzte und mit Sicherheit wichtigste Änderung in meiner Taktik ist das ständige Platzwechseln. Anstatt lange an einem Spot zu verharren und eventuell vorbeikommende Waller auszusitzen wechselte ich nach jeder Nacht, egal ob erfolgreich oder nicht, die Angelstelle.
Zuerst blieb ich nach einem Fehlbiss noch eine weitere Nacht an der selben Stelle – ich bekam nie einen Biss in dieser Nacht.
Daraufhin saß ich wirklich jede Nacht an einem anderen Platz. Und bekam fast jede Nacht mindestens einen Biss.
Ich suchte mir allerdings immer ähnliche Plätze. Eine Rute wurde immer unter einem überhängenden Baum platziert, die Zweite fast immer am Fuße der Fahrrinne. Ich vermute, dass die Waller Nachts gegen die Strömung am Fuß der Kante nach oben ziehen und unterwegs mitnehmen, was ihnen so vors Maul kommt.
Diese Taktik ging auf. Ganz gleich, ob ich in weniger stark strömenden Bereichen oder in extremer Strömung saß, es gab immer an diesen 2 markanten Punkten Bisse.
Bevor ich eine Stelle erneut beangle sollten mindestens 7 Tage dazwischen liegen. Dieses “sprunghafte” Verfahren brachte mir wesentlich mehr Bisse, als es das Aussitzen im letzten Jahr getan hatte. Außerdem hat man dann viel mehr Ausweichmöglichkeiten, wenn mal ein Platz besetzt sein sollte.
Nicht zuletzt wählte ich meine Spots so, dass “normale” Angler dort nicht angeln (wollen). Sei es, weil der Platz sehr hängerlastig ist, weil er nur sehr schwer zu erreichen ist, oder weil man aufgrund überhängender Äste dort nur schlecht werfen kann.
Diese kleinen Änderungen sorgten dafür, dass ich mehr Bisse bekam und auch mehr Fische landen konnte.
Die Waller bissen sehr unterschiedlich – es gab Kontakte, die nur vorsichtig versuchten den Köderfisch vom Haken zu schütteln, andere zogen die Rute extrem langsam und gleichmäßig komplett krumm und wieder andere machten den “Scheibenwischer”, wenn sie sich gehakt hatten und mit dem Schwanz in die Schnur schlugen.
Der Extremfall zeigte mir, wie schnell ein Waller schwimmt und in welches Flachwasser sich auch größere Exemplare wagen – ich saß an einer sehr kleinen Bucht ( ca. 15m²) mit maximal 80cm Wassertiefe, mein Köder war rund 30m entfernt an der Kante platziert. Als ich Nachts den Biss bekam, brauchte ich einige Sekunden, bevor ich an der Rute stand, die mit lockerer Schnur kerzengerade nach oben stand. Ich kurbelte so schnell wie möglich die lose Schnur ein und setzte den Anschlag – nur um zu erkennen, dass der 1,20m Fisch direkt in die flache Bucht vor meinen Füßen geschwommen war.
Zusätzlich ist aber zu erwähnen, dass meine Ansitze sehr kurz vor der Laichzeit vonstatten gingen – die meisten Waller hatten einen kugelrunden Bauch und wollten vor der 17/18° Wassertemperaturmarke noch einmal richtig fressen.
Waller, die ich zum Verzehr entnehmen musste wurden komplett filetiert und die Filets anschließend sortiert. Fettige Stücke, die andere normal wegwerfen würden wurden eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt geräuchert – das Fett tropft dabei ab.
Nicht fettige Stücke sind perfekt für die Pfanne oder den Grill geeignet.
Dennoch rate ich davon ab Waller über 1,10 für den Verzehr zu entnehmen. Die Arbeit steigt überproportional zu dem Filetgewinn.
Und seien wir mal ehrlich: Ist es nicht schade aus einem 30kg Fisch nur 5kg “essbares” Filet zu bekommen?