Graskarpfen – aber wie?
Der aus Asien stammende Graskarpfen oder auch Weißer Amur/ Grasfisch ist mittlerweile in vielen Gewässern in Deutschland eingebürgert.
Obwohl der Fisch laut verschiedener Quellen im Sommer pro Tag sein eigenes Körpergewicht an Nahrung zu sich nimmt ist er dennoch nicht einfach zu überlisten. Das liegt hauptsächlich an seinem “Beuteschema”. Denn er frisst in der Regel nur Wasserpflanzen. Ich weiß zwar von Fängen auf Köderfisch, das ist aber die absolute Ausnahme.
Ich selbst angle nicht gezielt auf Graser, da der Bestand in hiesigen Gewässern zu gering ist. Dennoch lege ich häufig eine Rute mit dem Hintergedanken “Asiate” beim Karpfenangeln aus. Und dabei hat sich vor jedem Boilie oder der bekannten Maiskette die Kombination aus zwei Maiskörnern an der Methodfeeder als Topköder herausgestellt.
Weitere Informationen zum Methodfeedern findet ihr hier
Aber bevor man auf Graser fischt sollte man sich Gedanken um den Angelplatz machen. Die besten Erfolge bei wärmerem Wetter, ab 17° Wassertemperatur, hatte ich an flachen Bereichen mit viel Krautbewuchs und hartem Gewässerboden. Amure wühlen nicht wie normale Karpfen, sondern nehmen die Nahrung maximal vom Grund auf. Wenn euer Köder also im Schlamm versinkt wird er am ehesten vom Brassen oder Karpfen gefunden, nicht aber vom Zielfisch.
Graser fressen viel – sehr viel. Das liegt daran, dass sie nur einen geringen Teil der Pflanzen verwerten können und deswegen große Mengen futtern müssen, um auf ihren Energiebedarf zu kommen. Der Rest der Pflanzen wird fast unverdaut wieder ausgeschieden. Das hilft euch zu bestimmen, was der Zielfisch an eurem Gewässer hauptsächlich frisst. Bei viel natürlicher Nahrung sieht das “Endprodukt” fast wie Spinat aus – je gelber und körniger die Ausscheidung ist, desto mehr “künstliches” Futter wie Mais oder Tigernüsse werden gefressen.
Deswegen ist es auch wichtig, viel Futter bereit zu stellen. Ich füttere nicht zu lange vor, es reichen zwei bis drei Tage, damit sich die Fische auf dem Platz einstellen. In diesen Tagen dürfen es aber pro Tag gut und gerne zehn und mehr Kilogramm Futter sein. Ich verwende am liebsten Mais, da er günstig ist und von den Grasern gern angenommen wird. Ein Geheimtipp zum Anfüttern sind pflanzliche Pellets, zum Beispiel aus Weizen, Mais, Tigernüssen. Auch Melassepellets eignen sich hervorragend als zusätzlich reizvolles Beifutter.
Auch am Tag des Angelns füttere ich so, reduziere aber die Menge um rund ein Drittel. Auf dem Futterteppich lege ich dann auch meine Ruten aus.
Diese Pellets sind eingeweicht dann auch die Grundzutat für das Methodfeederfutter. Einfach die Pellets ein paar Stunden vor dem Angeln komplett mit Wasser bedecken und stehen lassen. Achtung, nicht zuviel einweichen, die Pellets gehen auf wie ein Hefezopf. Dem so entstandenen Brei füge ich Betainfutter, zum Beispiel von Angelhaack bei, bis sich das Futter gut im Methodkorb hält und nicht zu leicht daraus lösen lässt.
Das Methodfeedern auf Graser kombiniert einige Vorteile mit den Eigenarten der Asiaten. Sie haben ein sehr hartes Maul, was das Eindringen eines großen Karpfenhakens sehr erschwert. die kleineren Methodfeederhaken mit Größen von 10-8 brauchen deutlich weniger Kraft um sicher zu fassen. Die Verwendung einer “echten”, mittleren Feederrute hat zudem den Vorteil, dass man nicht zu viel Druck aufbauen kann. Bei der Karpfenrute mit stärkerem Rückrad ist man leicht versucht stark dagegen zu halten. In Verbindung mit den plötzlichen, extremen Fluchten eines Graser führt dies häufig zum Fischverlust durch Ausschlitzen des Hakens. Die Feederrute mit ihrem insgesamt sensibleren Setup verpflichtet uns als Angler dazu nicht zu hart an die Sache ranzugehen und die Bremse nicht zu weit zu schließen. Ideal, wenn der Fisch kurz vorm Ufer explodiert und eine Flucht hinlegt. Die Graser selbst flüchten selten in Hindernisse, weswegen ein hartes dagegenhalten sowieso nicht nötig ist.
Der kleine Methodhaken bleibt also auch bei heftigen Fluchten sicher an Ort und Stelle – selbst wenn dies nur oberflächlich an der Lippe des Fisches ist.
Lediglich ein wenig mehr Geduld muss man dann beim Drill mitbringen.
Zwei Maiskörner am Haar, mehr nicht. Das ist unauffällig gegenüber meterlangen Maisketten. Schließlich sammeln die Fische die angefütterten Partikel ja auch Korn für Korn auf. Das bringt zwar viele Beifänge, bleiben diese aber für einige Zeit aus könnt ihr sicher sein, dass der Zielfisch auf dem Platz steht.
Die Bisse sind von schlichtem Rutenspitzengewackel bis zum Vollrun hin sehr unterschiedlich, wobei ersteres deutlich überwiegt.
Die meisten Graskarpfen lassen sich wie “ein nasser Sack” zum Ufer ziehen und “explodieren” erst kurz vor den Füßen – springen zuweilen auch schon aus dem Kescher. Sehr eindrucksvoll bei der Größe des Fischs. Deswegen kurz vorm Ufer die Bremse nicht zu sehr schließen, Ausschlitzen oder Abriss ist sonst die Folge.
Auch auf der Abhakmatte legt der Fisch dann häufig nochmal los. Dieses Verhalten, gepaart mit der geringen Robustheit verlangt beim Handling der Beute viel Sorgfalt. Passt auf, dass der Amur nicht aus der Matte springt und sich verletzt. Auch die Verweildauer außerhalb des Wasser sollte auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Lieber auf ein gutes Foto verzichten, als unnötig lange rumzuwursteln. Außerdem fängt ein “Chaosfoto” die Realität viel schöner ein 😉
Ich kann es nur empfehlen gezielt auf Graskarpfen zu angeln. Der Drill und die Aufregung wird anders als alles andere sein, was ihr bisher vom Angeln kennt.